1970er JAHRE
Die Studentenbewegung ist in vollem Gange: „Unter den Talaren der Muff aus 100 Jahren“
Es wird selbstverständlich, dass Mädchen Schule, Ausbildung, Führerschein machen, einen Beruf ausüben. Jungs machen Wehrdienst - aber die Zahlen der Kriegsdienstverweigerer steigt unaufhaltsam.
Willy Brandt gibt 1969 die Parole für die kommenden 70er Jahre aus: „Mehr Demokratie wagen“.
Mit einer neuen Ostpolitik, einer neuen Wirtschafts- und Umweltpolitik weht tatsächlich seit ein paar Jahren ein neuer Wind durch West-Deutschland. Der Satz aus 1961 „Der Himmel über der Ruhr wird blau“ darf als die Geburtsstunde des Uweltschutzes in Deutschland gewertet werden.
Dieser frische Wind soll nun auch eine Veränderung in den Verwaltungen bringen.
Eine Reform soll bündeln, vereinfachen, Wege verkürzen, Transparenz bringen. Es sollen leistungsfähige, effiziente Gemeinden entstehen.
Der Ortenaukreis ist ein Kind dieser Reform und auch die Gemeinde Hohberg.
Auch hier in den Dörfern ist die Aufbruchstimmung zu merken. Die Hofweierer SPDler sind von Anfang an für diese Verwaltungsreform. Sie sind entschlossen, einen SPD Ortsverein Hohberg zu gründen, um in der neuen Gemeinde als schlagkräftige Partei auftreten zu können.
Zu der Mitgliederversammlung der SPD Hohberg-Hofweier am 26.01.73 sind alle ortsbekannten SPDler und Sympathiesanten aus allen drei Ortsteilen eingeladen.
An diesem Tag wird auch gewählt:
1. Vorsitzender Karl Lienert
2. Voristzender Gust Rottenecker
Schriftführerin Ursula Högel
Kassier Hugo Göppert
Beisitzer sind Otto Bohn, Arno Schramm, Rof Kranz, Fr. Hoppler, E. Junker, Gerhard Sinz
Diese Vorstandschaft wird den SPD OV Hohberg vorbereiten und eine Satzung ausarbeiten.
Am 17.10.1973 feiert man im Rahmen eines Familienfestes noch das 25jährige Bestehen des SPD OV Hofweier. Die beiden noch lebenden Mitbegründer von 1948 - Adolf Schulz und Alfred Isen - werden besonders geehrt. Im Pressebericht dazu wird erstmals nur vom SPD OV Hohberg gesprochen.
Wenn man schon einen SPD Ortsverein Hohberg hat, dann soll dieser auch mit einer eigenen SPD-Liste bei den Kommunalwahlen antreten.
Bis dahin gab es im GR nur CDU und Freie Wähler.
Gust Rottenecker und Karl Lienert kämpfen hart dafür und überzeugen die anderen und sie schaffen es:
1980 kann die SPD-Hohberg mit einer eigenen Liste zur Wahl antreten!
Unser Mitglied Erika Dörge ist auch die erste und damals einzige Frau im GR.
STREIT : Wer streitet, der hat etwas, für das es sich lohnt, zu streiten.
Die Mitglieder der SPD waren und sind sehr streitbar – und das ist gut so!
Wie sonst finden sich Ideen, die dann in Vorschläge und schlussendlich in Taten umgesetzt werden.
Dass die Hohberger Genossinnen und Genossenen fortschrittlich, modern, aber auch nachhaltig und umweltfreundlich gedacht haben, sieht man an den Vorschlägen und Initiativen, die in diesen 50 Jahren entwickelt wurden:
Modern: Frauen in den GR - Frauen in Funktionen in der SPD
umweltfreundlich: Tempo 30, Landschaftsplan, Pappelreihe, attraktiver ÖPNV (Bushäuschen)
fortschrittlich: Kinderbetreuung, Ganztagesschule, Gemeinschaftsschule, Jugend-GR
nachhaltig: Hohberger Wasserversorgung, Hochwasserschutz
Oftmals waren die Hohberger SPD`ler ihrer Zeit voraus:
z. B. drängte man schon früh auf eine Bündelung der Feuerwehren. Man wollte ein Feuerwehrhaus zwischen Hofweier und Niederschopfheim
mit Mehrzweckhalle, plus Vereinsräumen, plus Notfallzentrum!
Heute steht das Feurwehrhaus!
Das alles braucht aber Standhaftigkeit und langen Atem.
Und Nehmerqualitäten muß man auch haben: denn wenn man immer wieder im demokratischen Prozess verliert, dann muß man sehr gefestigt und von der Richtigkeit seiner Idee überzeugt sein und immer wieder von Neuem starten und reden .
Und das haben unsere Gemeinderäte immer gemacht – dafür gebührt ihnen unser aller Respekt und Dank!
Eine Entwicklung schleicht sich über die Jahre ein:
immer weniger Menschen möchten sich in Vereinen und Parteien betätigen. Das sieht man auch an den Mitgliederzahlen, die immer auch das Auf und Ab der Bundespartei spiegeln. Mitte der 1980er Jahre gibt es einen Anstieg, jedoch treten die Leute auch bald wieder aus, wenn die erste Euphorie dahin ist,
Der „harte“ Kern der Mitglieder bleibt und kämpft und hadert mit der SPD und streitet sich auch - mal mehr, mal weniger.
Und so entwickelt sich auch Hohberg weiter.
Versprechen, die beim Zusammenschluß gemacht wurden, werden Jahre später auf den Prüfstand gestellt und werden zu Schicksalsereignissen.
SCHWIMMBAD HOHBERG
Ich nenne es aus gutem Grund so, denn es sollte ein Schwimmbad für Hohberg in Niederschopfheim gebaut werden - das war nicht realisierbar.
Dann kam der Standort Frauenmatt in Diersburg ins Gespräch – zu teuer!
Aber es gab ja schon das Bad in Diersburg. Also sollte das saniert und renoviert und gepflegt werden, bis man sich über einen Neubau klar geworden ist.
Aber der Unterhalt des Bades kostet auch Geld, umfangreichere Massnahmen standen an zum Erhalt – somit liefen auch hier die Kosten davon.
Die Hohberger SPD stand immer zum Bad in Diersburg. Noch im Sommer 1989 wird bei einer Mitgliederversammlung heftig das für und wider diskutiert. Dann kommt es im Herbst 1989 im GR zur schicksalhaften Abstimmung, bei der zwei GR der SPD ausscherten und sich der Mehrheit anschlossen und gegen das Diersburger Schwimmbad stimmten.
Dies führte zu heftigen Verwerfungen im Ortsverein und beide verlasssen die SPD Fraktion. Sie setzten dem noch eins drauf und initieren mit anderen dann die Freien Wähler Hohberg.
Im Endeffekt brach dieser Schritt die jahrzehntelange Vorherrschaft der CDU, denn Freie Wähler und SPD waren ab der nächsten GR Wahl zusammen annähernd so stark wie die CDU.
NICHT UNTERKRIEGEN LASSEN!
Aber die SPDler waren geschockt und es dauerte einige Zeit, bis es wieder etwas ruhiger im Ortsverein zuging.
Trotz allem – die Zeit bleibt nicht stehen!
Dann der nächste Prüfstein:
2007 das Großprojekt Neubau Rathaus Hohberg-Hofweier.
Auch hier hat die SPD schon lange Vorschläge eingebracht:
ein Neubau, wo heute der Bauhof ist,
in den Räumen der alten Schule ein Vereinshaus
Abriss des alten Rathauses.
An dieser Stelle wäre dann Raum für einen schönen Dorfplatz entstanden.
Nun ja - es kam dann anders!
Aber die Art und Weise, wie der Entscheid für die schlussendlich realisierte Variante zustande kam, war sehr anstrengend und aufreibend.
Auch hier haben die Gemeinderäte Größe bewiesen und immer zielorientiert mitgearbeitet - immer mit dem Wissen, dass die Mitglieder hinter ihnen stehen.
APROPOS MITGLIEDER
Mitglieder in der SPD haben auch Macht!
Dass sie diese nicht so oft nützen, wie es notwendig und möglich wäre, ist die eine Sache, aber es gab in der Historie unseres OV ein Thema, dass uns so aufrüttelte, dass wir intensiv daran arbeiteten.
Die Rente !
Die Rente war, ist und bleibt dein Dauerbrenner. Als 2003 in der GROKO das Thema Arbeiten bis 70 mal wieder hochkochte, waren wir uns im Ortsverein einig, dass
„Wer 45 Jahre gearbeitet und eingezahlt hat, soll abschlagsfrei in Rente können.“
Das war Konsenz – auch in Neuried oder Schutterwald, auch bei den Kreisdelegierten in der Ortenau und auch bei unserer Bundestagsabgeordneten Elvira Drobinski-Weiß, bei der wir hier offene Türen einrannten. In einer Ruck-Zuck-Aktion wurde von drei „Sachverständigen“ aus dem Kreisverband ein Antrag formuliert und dann bei der Versammlung in Neuried von Helga Pfahler eingebracht. Der Antrag wurde von den Mitgliedern angenommen, an die Kreisdelegiertenversammlung weitergereicht und von da nahm er seinen Weg über den Landesparteitag an den SPD-Bundesparteitag.
Dass der Grund-Antrag von uns dann verwässert wurde, ist einfach Realpolitik!
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Obwohl wir immer die kleinste Fraktion im GR stellen, konnte doch sehr viel SPD-Politik in Hohberg durchgesetzt werden.
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Obwohl wir nur ein kleiner Ortsverein sind, beteiligen wir uns doch aktiv am Gemeindeleben und sind sehr präsent .
Neujahrfest
Waldspeckessen
Frühlingsfest
SPD Hocks in allen drei Ortsteilen
Fauen-Cafe (nach Möglichkeit)
OV auf Achse
Populismus (von links und rechts)
Das alles, was wir hier gezeigt haben, passierte in den letzten 50 Jahren, in denen demokratische Parteien um den besseren Plan, die bessere Idee mit demokratischen Regeln gestritten haben.
Jetzt aber gilt es, eine wirklich heftige Herausforderung zu meistern. Es muß uns als politisch agierenden Demokraten gelingen, die populistischen Kräfte in unserem Land, in unserer Gemeinde einzudämmen.
Dazu gehört es auch, die Menschen, die aus der ganzen Welt zu uns flüchten und mit uns leben zu integrieren, damit sie sich hier besser mit den Gepflogenheiten und Regeln auskennen und eben nicht unangenehm auffallen, weil sie es oftmals nicht besser wissen können. Wenn diese Menschen dann nicht nur in einer Parallellwelt hier leben, sondern mit uns leben, dann erfährt man was voneinander und muß nicht jeden Blödsinn glauben, der im Handy aufpoppt.
Man sollte überhaupt nicht alles glauben, was derzeit im Handy aufpoppt.
Wir wollen nicht Zeiten erleben, in denen Hass, Gewalt und Angst die Oberhand gewinnen.
Als wir den heutigen Abend vorbereitet haben, wurde uns ersteinmal richtig bewußt, wie filigran unsere Gesellschaft, unsere Art zu leben ist.
Wie schnell sich etwas ändern kann, haben uns die politischen Ereignisse in der Ukraine, aktuell in Israel und die Umweltkatastropen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren in der ganzen Welt wieder und wieder vor Augen geführt.
Immer wieder sprechen Olaf Scholz oder auch Johannes Fechner vom „Zusammenhalt“ in der Gesellschaft.
Dieses Wort beschreibt am besten, was uns alle umtreibt.
Wir leben in einer schönen Gemeinde in einem freien Land und in Frieden.
Wir Hohberger SPDler werden immer versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass es auch in Zukunft so sein wird.
Helga Pfahler